Mangelernährung mit genetischen Auswirkungen?
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10.05.2005 - Gesundheit
Was die Großmutter mit der Zuckerkrankheit des Enkels zu tun hat
Studie: Schlechte Ernährung während der Schwangerschaft wirkt sich noch in der übernächsten Generation negativ aus
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Das Risiko für Typ-2-Diabetes wird möglicherweise von der Großmutter mitbestimmt, legen Untersuchungen an Ratten nahe: Hat sich die Großmutter während der Schwangerschaft oder der Stillzeit nicht ausreichend ernährt, haben ihre Enkel ungewöhnlich häufig Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel. Besonders der weibliche Nachwuchs der zweiten Generation leidet unter Stoffwechselstörungen wie der so genannten Insulinresistenz, einem Risikofaktor und frühen Merkmal für Diabetes vom Typ 2.
Schon aus früheren Studien ist bekannt, dass eine schlechte Versorgung im Mutterleib oder kurz nach der Geburt sowohl bei Tieren als auch beim Menschen das Risiko erhöht, später im Leben verschiedene chronische Krankheiten zu entwickeln. Bei den meisten dieser Erkrankungen, darunter Fettleibigkeit und Diabetes, spielt der Zuckerstoffwechsel eine zentrale Rolle. Da solche Stoffwechselstörungen auch über mehrere Generationen vererbt werden können, untersuchten die Forscher um Elena Zambrano aus Mexico-City die Frage, ob sich eine Mangelernährung während der Schwangerschaft auch über die nächste Generation hinaus negativ auswirkt.
Dazu reduzierten die Forscher im Futter trächtiger Ratten den Eiweißanteil um die Hälfte. Wie erwartet war der Nachwuchs dieser Tiere im Vergleich zu dem normal ernährter Mütter kleiner und leichter. Dieser Effekt zeigte sich jedoch auch in der zweiten Generation: Obwohl die Nachkommen der Testratten während ihrer eigenen Schwangerschaften mit ausgewogener Kost ernährt wurden, war auch ihr Nachwuchs untergewichtig, entdeckten die Forscher. Außerdem reagierten die Enkel der ursprünglichen Generation entweder zu stark oder zu schwach auf Insulin ? ein deutliches Zeichen dafür, dass ihr Zuckerstoffwechsel nicht korrekt arbeitete.
Auch wenn es beim Menschen bislang keine Hinweise auf einen solchen Zusammenhang gibt, halten die Forscher einen ähnlichen Generationeneinfluss für wahrscheinlich. Ihrer Ansicht nach unterstreichen die Ergebnisse außerdem, wie wichtig eine gesunde Ernährung während der Schwangerschaft ist. Weitere Untersuchungen sollen nun den direkten Zusammenhang zwischen einer Mangelernährung und dem Stoffwechsel der nächsten Generationen bestätigen.
Elena Zambrano (Salvador-Zubirän-Forschungsinstitut, Mexiko-City) et al.: Journal of Physiology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1113/jphysiol.2005.086462
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